Quellen zur Geschichte der Buchenwalder Außenlager

Im KZ Buchenwald und seinen 139 Außenlagern waren insgesamt etwa 280.000 Menschen inhaftiert. Auch in Südniedersachsen und Thüringen gab es eine Vielzahl an Arbeitslagern, die der Regie des Stammlagers am Ettersberg unterstanden. Darunter u. a. die Außenkommandos in Abteroda, Bad Gandersheim, Bad Salzungen, Duderstadt, Halberstadt, Langensalza, Mühlhausen, Niederorschel, Sömmerda und Wahlbeck. Die Häftlinge dieser Lager mussten entweder in der Rüstungsproduktion oder im Stollenausbruch Zwangsarbeit verrichten.

Um den Häftlingseinsatz auf den Untertagebaustellen sowie den Industriebetrieben der Region zu erfassen und die damit verbundene Herausbildung eines nahezu flächendeckenden Lagerkosmos nachzuzeichnen, dienten die Bestände des Thüringischen Hauptstaatsarchivs Weimar zum Konzentrationslager Buchenwald (NS4) als erste Quelle. Im Bundesarchiv Berlin wird die Sammlung „Sonstige zentrale Dienststellen und Einrichtungen der SS“ (NS48) verwahrt, die umfangreiches statistisches Zahlenmaterial liefert. Auch der dort verwahrte Bestand „Persönlicher Stab Reichsführer-SS“ (NS19) ergab weitere wichtige Anhaltspunkte. Die Dokumentationszentren der KZ-Gedenkstätten Mittelbau-Dora, Buchenwald, Langenstein-Zwieberge, Ravensbrück, Auschwitz und Neuengamme übermittelten weitere wichtige Quellen, wie Transportlisten und zahlreiche Kopien aus ausländischen Archiven.

Ebenso konnten Unterlagen des Archivs Yad Vashem, Jerusalem ausgewertet werden. Abschließend bestand im September 2011 die Möglichkeit, die umfangreichen Bestände des Internationalen Suchdienstes in Bad Arolsen (ITS) persönlich zu sichten. Bereits in den Jahren zuvor hatte mir der ITS zu Forschungszwecken zahlreiche Kopien, vorwiegend Transport- und Bestandslisten, zukommen lassen. Als besonders hilfreich erwiesen sich die bisher in Deutschland unbeachteten Bestände des Archivs „Service des Victimes de la Guerre“ (AVSG) in Brüssel, die der Verfasser 2008 einsehen konnte. Das heute vom belgischen Gesundheitsministerium (Ministère de la Santé Publique) getragene Archiv bewahrt einen Fundus von Prüfungsunterlagen für Haftentschädigungen auf, die der belgische Staat ehemaligen belgischen Zwangsarbeitern und anderen Opfern der deutschen Besatzung gewährte. Die Prüfung und Auszahlung erfolgte durch eine zu diesem Zweck eingerichtete Behörde (AVSG), die die erforderlichen Beweismittel zumeist von Amts wegen beschaffte.

Der Belgische Nationale Suchdienst begann 1946 mit seinen Recherchen den Grundstein der Dokumentation zu legen. Ab 1948 veranlasste diese Entschädigungsstelle in der gesamten britischen Besatzungszone die ‚Suche nach zweifelhaften, mutmaßlichen Gefängnissen und Lagern‘ („Enquête sur les prisons et les camps douteux“). Mit Unterstützung der deutschen Kommunalverwaltungen verschickte der Suchdienst einen standardisierten Fragebogen an die Unternehmen, die Ausländer beschäftigten. Diese Fragebögen sind für das gesamte Gebiet der ehemaligen britischen Besatzungszone erhalten geblieben. Sie umfassen 42 Ordner, aufgelistet nach Regierungsbezirken, Stadt- und Landkreisen. Und auch die umfangreiche Korrespondenz zwischen belgischen Suchoffizieren und den deutschen Ämtern ist archiviert, ebenso wie die kaum übersehbare Zahl von Berichten, die die Betroffenen ihren Anträgen beifügten. Zudem verfügt das Archiv über Kopien von Zugangs-, Abgangs-, Stamm- oder Totenbüchern aller großen Konzentrationslager, nach Haftstätten geordnet und in mehreren hundert Ordnern chronologisch archiviert. Darunter befinden sich – scheinbar komplett – die Unterlagen für die Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie ihrer Außenlager und -kommandos.

Über die konkreten Existenzbedingungen der Arbeitssklaven und Lagerinsassen sagen die vorgenannten Quellen meist wenig. Um diese Lücken zu schließen, dienten Häftlingsberichte und Zeugenaussagen als weitere Basis. Erste Anlaufstelle war die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen in Ludwigsburg (ZSL), inzwischen Außenstelle des Bundesarchivs (BA Ludwigsburg). Auszüge der Akten des britischen Bergen-Belsen Prozesses von 1945 stellte der „Zentralnachweis zur Geschichte von Widerstand und Verfolgung 1933-1945 auf dem Gebiet des Landes Niedersachsen“ (ZNW) zur Verfügung. Eine Vielzahl weiterer Häftlingsberichte und Dokumente kamen aus dem Ausland, so von der Stiftung „Polnisch-Deutsche Aussöhnung“ (Fundacji „Polsko-Niemieckie Pojednanie“) in Warschau, dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) in Wien, dem Dokumentationszentrum Ex-Dwangarbeiders in Winterswijk (Niederlanden) und der Stiftung Memorial in Moskau.

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