Nordhausen, Mabag
Nordhausen, Maschinen- und Apparatebau AG (MABAG)
Mit der Deutschen Schachtbau AG (Rothenburgstraße) und der Tiefbau- und Kälteindustrie AG (ehemals Gebhardt & König) konnten nach dem Ersten Weltkrieg gleich zwei bedeutende Nordhäuser Unternehmen nicht wieder Fuß fassen. Beide hingen am Tropf der Kaliindustrie, die am Boden lag. Vor 1914 stellten beide Nordhäuser Firmen in großem Umfang Schachtbaumaschinen her und repariert diese. Ende der 1920er Jahre blieben solche Aufträge endgültig aus. Um zumindest ein Teil der brachliegenden Werkstätten zu nutzen, hatten sich die beiden Unternehmen mehr und mehr auf die Reparatur von Lokomotiven verlegt. Am 1. Oktober 1922 wechselte der Direktor der Deutschen Schachtbau AG zur Deutschen Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA) nach Berlin, und bald darauf übernahm die DEA die Aktienmehrheit beider Nordhäuser Unternehmen.
Kaum erworben, legte die DEA sie aus Gründen der Wirtschaftlichkeit am 10. April 1923 zur Maschinen- und Apparatebau AG (MABAG) zusammen. Der Mutterkonzern DEA stattete diese mit einem Betriebskapital von 10 Mio. RM aus, das die beiden Töchterunternehmen paritätisch aufzubringen hatten. Im gleichen Zuge verpachtete die DEA ihre Produktionsstätten samt Maschinen und Einrichtungen an die neu gegründete MABAG, die am 18. April 1923 in das Nordhäuser Handelsregister eingetragen wurde.
Anfangs baute die MABAG Tankanlagen für die DEA, reparierte außerdem Lokomotiven und Kesselwagen im Auftrag der Reichsbahn sowie diverser Mineralölwerke. Als nach 1933 das NS-Regime daran ging, vorausplanend Kraftstoff-und Mineralölvorräte für die Wehrmacht anzulegen und zu diesem Zweck die Wirtschaftliche Forschungsgesellschaft (Wifo) gründete, geriet in deren Kielwasser auch die MABAG auf Expansionskurs. Sie wurde enger Partner der Wifo beim Bau von Tankanlagen. So erhielt sie den Auftrag über die Eisenkonstruktionen des unterirdischen Fasslagers im Kohnstein, eben jenes Lagers, das der Mineralölkonzern im August 1943 für die Serienproduktion der A4-Rakete räumen musste. Der Wifo-Auftrag lastete weite Betriebsteile der MABAG bis Ende 1939 aus. Außerdem stellte sie Flugplatztankanlagen für die Deutsche Lufthansa her.
Um weiter zu expandieren, erwarb die MABAG für 60.000 RM in der Nordhäuser Rothenburgstr. 13 ein Nachbargrundstück der ehemaligen Deutschen Schachtbau AG und errichtete auf dem Gelände einen modernen Fabrikneubau samt Verwaltungsgebäude, in das sie auch ihren Sitz verlegte. Bald errichtete sie auf dem Gelände drei weitere Produktionsgebäude. Obwohl die DEA bereits Eigentümerin beider Muttergesellschaften war, erwarb sie am 1. Januar 1938 das vollständige Aktienpaket der MABAG, veräußerte jedoch ein Jahr später wieder Anteile im Wert von 50.000 RM an die Deutsche Schachtbau AG. Nach dem Tod des MABAG-Betriebsdirektors Richard Pape berief die DEA im Juni 1938 Oberingenieur Paul Radtke in den Vorstand des Nordhäuser Konzerns. Bis dahin leitete er in Potsdam seine eigene Maschinenbaufirma, mit der er für Siemens arbeitete oder öffentliche Aufträge ausführte. Wirtschaftliche Schwierigkeiten, die Radtke auf seine Ablehnung des NS-Regimes und seiner Weigerung, der NSDAP beizutreten, zurückführte, veranlassten ihn zur Aufgabe seiner Selbständigkeit.
Die MABAG wandelte Radtke hingegen erfolgreich zu einem reinen Rüstungskonzern um. Innerhalb weniger Wochen gelang es ihm, von der Wehrmacht jene Rüstungsaufträge einzuwerben, auf die die Firma nach einer Besichtigung durch Reichswehr-Vertreter schon zu Weimarer Zeiten gehofft hatte. Zunächst waren es Sprenggranathülsen und Spezialgeräte für die Betankung von Flugzeugen, die die MABAG herstellte, bald kamen Behälter für das Erdölwerk in Wietze, mehrere Typen fahrbarer Tanks für die Wehrmacht, Flugfeldtankkarren, Überstromventile sowie Armaturen für Flugzeuge und kleinere Tankschiffe hinzu. Außerdem versorgte die MABAG als Unterlieferant der Demag in Duisburg die Wehrmacht ab 1939 mit monatlich 30 bis 40 Kleinkompressoren. Über diesen gewinnträchtigen Auftrag knüpfte Radtke Kontakt zum Direktor des Duisburger Demag-Werkes, Gerhard Degenkolb. Diese persönliche Beziehung trug Jahre später Früchte, als es um die Vergabe von Rüstungsaufträgen für das A4-Raktenprogramm ging.
1940 stieß der Deutsche Erdöl-Konzern nach einem Wechsel an der Spitze alle seine Werke, die nicht direkt in den Rahmen der Mineralöl- und Kohlegewinnung passten, ab, darunter auch die MABAG. Von der Deutschen Bank vermittelt, ging das Aktienkapital von einer Million RM in verschiedene Hände über. Die Mehrheit erwarb Rechtsanwalt und Notar Paul Langkopf aus Hannover (590.000 RM), und zwar vermutlich im Auftrag eines Mandanten, der ungenannt bleiben wollte. Kleinere Anteile hielten die beiden Außenstellen der Deutschen Bank in Leipzig (158.000 RM) und Nordhausen (14.000 RM) sowie Stephan Baron von Thyssen-Bornemisza in Hannover (50.000 RM). Am 14. September 1940 wählte die MABAG ihren neuen Aufsichtsrat; bis auf Direktor Schirner schieden alle bisherigen Mitglieder aus. Hinein gewählt wurden der Mehrheitseigner Paul Langkopf, Stephan Baron von Thyssen-Bornemisza und der Leipziger Bankdirektor Gustav Köllmann. 1943 bestellte der Konzern Karl Lattemann als weiteres Vorstandsmitglied, aber mit weit geringeren Rechten als Paul Radtke sie hatte.
Wie sehr sich die MABAG während des Krieges als reiner Rüstungslieferant verstand, zeigt das Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 5. November 1942: „Zur Geschäftslage führte Herr Direktor Radtke aus, dass der Auftragsbestand per 30. September 1942 sich auf rund 3.600.000 RM beziffert; auch die Auftragsaussichten werden von Herrn Direktor Radtke als günstig bezeichnet. Andererseits hat der Vorstand bereits Überlegungen wegen einer Ausweichmöglichkeit angestellt für den Fall, dass die eine oder andere Kriegsfabrikation vorübergehend oder gänzlich stocken sollte.
Als Ersatz für einen Produktionsausfall würde einmal die Fertigung von Granatwerfern und zum anderen die Aufnahme des Generatorenbaues in Frage kommen“. „Günstig“ heißt, bei Fortdauer des Krieges, auch wenn gewisse Anpassungen erforderlich wären. 1940 erwarb die MABAG die bis dahin nur angepachteten Fabrikanlagen in der Rotheburgstraße 13 unter gleichzeitiger Aufgabe der alten Werkhallen in der Grimmel-Allee. Die Geschäftspolitik war darauf ausgerichtet, einzelne Ausfälle bei Aufträgen für Kriegsmaterial kurzfristig durch die Herstellung anderer Rüstungsgüter zu ersetzen. So gelang es der MABAG, sich im Frühjahr 1943 als Ausweichbetrieb der Firmen Klein, Schanzlin & Becker in Frankenthal sowie Wumag in Görlitz den Auftrag über die Herstellung von Turbopumpen für die A4-Rakete zu verschaffen. Der Auftrag wurde ihr von Gerhard Degenkolb übertragen. Der DEMAG-Direktor, seit 1942 Vorsitzender des Hauptausschusses Schienenfahrzeuge, hatte Mitte Januar 1943 die Leitung des für die Serienproduktion verantwortlichen „Sonderausschusses A4“ übernommen. Kurz nach seiner Ernennung zum Raketen-Produktionschef setzte Degenkolb Radtke davon persönlich in Kenntnis und bot ihm die Übernahme des „Arbeitsausschusses Pumpen im A4-Programm“ an; Zeichen engster Verbundenheit.
Dabei würden, so Degenkolb, „für die MABAG sicherlich ähnliche Arbeiten wie bei den Kompressoren abfallen“. Radtke nutzte die Chance. Im Oktober 1945 begründete er seine bereitwillige Übernahme der Funktion damit, dass „verschiedene Heeresaufträge vorübergehend ausfielen und umdisponiert wurden, wie 8,8 und 10,5 Fl.-Granaten“. Zudem habe ihn die Betriebsleitung zur Einholung neuer Aufträge gedrängt, weil sonst die Gefahr groß gewesen sei, dass Stammpersonal abgezogen werde. „So nahm ich das Anerbieten an, da gerade zu dieser Zeit auch die anderen Betriebe nach Arbeit suchten“. Die MABAG besaß für die Übernahme des Großauftrags über Spezialpumpen gar nicht die Voraussetzungen. Weder verfügte sie über den Maschinenpark noch über den nötigen Platz. Erstmals im Protokoll der Aufsichtsratssitzung vom 21. Mai 1943 ist vom Anlauf des „A4-Programms“ die Rede. Bis dahin sei für eine hinreichende Produktionsauslastung Vorsorge zu treffen.
Parallel dazu musste für die Herstellung der A4-Pumpen in Serie zunächst eine neue Werkhalle hochgezogen und ausgestattet werden. Zum August 1943 konnten die für die Betonarbeiten notwendigen Baustoffe nicht fristgerecht heranschafft werden, so kam es zu erheblichen Verzögerungen. Die schon rechtzeitig für die Raketenproduktion ausgelieferten Maschinen mussten daher auswärts zwischengelagert werden. Die ersten Turbopumpen lieferte die MABAG im November 1943. Stolz teilte der Betrieb seinem Aufsichtsratsmitglied Dr. Walter Tron am 20. November 1943 mit: „Wir benutzen die Gelegenheit, Ihnen davon Kenntnis zu geben, dass wir bis jetzt 175 Stück A-Pumpen zur Ablieferung gebracht haben, weitere 60 Stück fertig gestellt und in Kürze verladen werden“.
Paul radtke bei der arbeit, mabag nordhausen
Im Spätherbst 1943 erweiterte die MABAG zur Steigerung ihrer Turbopumpen-Produktion nochmals ihr Werk. Eine zweite Taktstraße ging im März 1944 in Betrieb und belieferte das Raketenwerk im Kohnstein. Im ersten Quartal des Jahres erzielte der Nordhäuser Rüstungsbetrieb zwei Drittel seines Umsatzes mit der Herstellung dieser Pumpen. Bislang noch ungeklärt ist Radtkes Rolle bei der Verlagerung des „A4-Montagewerkes“ aus Peenemünde in den Kohnstein. Nach Angaben des ehemaligen Leiters der Wifo-Außenstelle Niedersachswerfen, Karl-Wilhelm Neu, soll Radtke den entscheidenden Hinweis auf die in den Vorjahren mit Staatsmitteln geschaffene Stollenanlage gegeben haben. Auszuschließen ist dies nicht, da Radtke die Anlage aus eigener Anschauung kannte. Nach Kriegsende bestritt er 1945 allerdings eine direkte Verantwortung. „Es war nicht mein Verdienst, dass das MW in den Kohnstein kam. (…) Wohl Mitte September 1942 rief mich Herr Dir. Degenkolb der DEMAG, Duisburg, (…) von der Rothenburg am Kyffhäuser an und teilte mir mit, dass er mit Herrn Dr. Kühle auf einer Besichtigungsfahrt und Suche nach unterirdischen Fertigungsstätten für die angeordnete Verlagerung sei und soeben die Heimkehle und Barbarossahöhle besichtigt habe und in einer halben Stunde die Anlagen der Wifo bei Ilfeld besichtigen möchte. Er hätte nur wenig Zeit und möchte mich auf alle Fälle sprechen. Er käme bei der ‚MABAG‘ vorbei und ich sollte mit ihm herausfahren“.
Zwischen 1936 und 1942 beschäftigte die MABAG gleichbleibend etwa 400 Arbeitskräfte. Mit dem Raketenprogramm stieg die Beschäftigtenzahl sprunghaft auf 530 im Jahr 1943 und 565 im Folgejahr; darunter waren bis zu 200 sowjetische und französische Fremdarbeiterinnen. Bis Ende 1943 ist der Zwangseinsatz von nur neun französischen Kriegsgefangenen nachgewiesen. 1943 benötigte die MABAG zur Unterbringung ihrer ausländischen Arbeitskräfte dagegen ein ganzes Lager – fünf Baracken und eine Abortanlage – das sie auf ihrem Firmengelände angrenzend an die Boelcke-Kaserne, dem späteren Außenkommando des KZ Dora, errichtete.
Im Januar 1944 erweiterte die MABAG noch dieses mit Stacheldraht vom eigentlichen Werksgelände abgegrenzte Lager um zwei weitere Wohn- und eine Waschbaracke. Untergebracht waren dort Ostarbeiterinnen und französische Arbeitskräfte. Den russischen Zwangsarbeiterinnen war es verboten, sich frei auf dem Fabrikgelände zu bewegen. Unter strengster Bewachung wurden sie zur Arbeit geführt. Trotz der Nähe zur Boelcke-Kaserne hatte die MABAG keine KZ-Häftlinge im Arbeitseinsatz.
Im September 1944 wurde die Firma angewiesen, das Erdgeschoss ihres alten Hauptmagazins der Firma Scheidt & Bachmann AG für den Bau von Tankanlagen zu überlassen. Der Raum erhielt einen gesonderten Zugang und wurde vom übrigen Betrieb völlig abgeriegelt. Ein Einspruch der MABAG beim zuständigen Rüstungsamt blieb erfolglos. Dies verwundert umso mehr, als die Firma noch wenige Wochen zuvor Order erhalten hatte, ihre Herstellung von 8,8-cm-Sprenggranaten von je 16.000 Stück im Juli und August auf 18.000 im September zu erhöhen. Wie wichtig dem Heer diese Mehrproduktion war, zeigt sich daran, dass das OKH am 21. Juli 1944 gleich drei hochrangige Mitarbeiter zu einer Besprechung nach Nordhausen entsandte, die die Werksleitung sowie Vertreter der Dingelstädter Firma Wegerich & Co. Auf die Dringlichkeit des erhöhten Ausstoßes hinwiesen. Möglicherweise gaben diese Mehranforderungen den Ausschlag, dass die inzwischen zur Haupttätigkeit der MABAG gewordene Turbopumpen-Produktion vom Standort Nordhausen abzuziehen.
Ende Oktober 1944 ordnete der „Sonderausschuss A4“ an, sie auszulagern. „Unsere Fertigungseinrichtungen für das Sonderprogramm, insbesondere die in 1943 beschafften neuen Werkzeugmaschinen, haben wir auf Veranlassung des zuständigen Sonderausschusses zu verlagern. Es gelang uns, bei der Wiedaer Hütte AG, Wieda ca. 1.000 qm geeignete Räume zu finden, die für uns gesperrt worden sind“. Allerdings mussten die beschlagnahmten Räume für den Zweck erst noch ausgebaut werden. Im Februar oder März 1945 sollten sie bezogen werden. Doch am 22. Februar 1945 griffen alliierte Bomber Nordhausen und das MABAG-Werk an und beschädigten es schwer. Mehrere Bomben trafen die neue Halle mit der A4-Pumpenproduktion, durchschlugen sogar die Decke der darunter liegenden Luftschutzkeller. Die Werkzeugmaschinen stürzten in den Schutzraum und begruben die im Keller Ausharrenden unter sich. 16 Personen kamen ums Leben. Die intakt gebliebenen Maschinen wurden in anderen Hallen aufgestellt oder nach Wieda geschafft. Zwei weitere Bombenangriffe am 3. und 4. April 1945 zerstörten das Werk nahezu vollständig. Unter der amerikanischen Besetzung blieb Radtke zunächst im Amt.
Nach dem Abzug der Amerikaner und der Übergabe an die SMAD Anfang Juli 1945 konnte er sich aber nicht der Betriebsenteignung widersetzen. In seiner Sitzung vom 8. Oktober 1945 setzte der kommunistisch bestimmte Betriebsrat die Absetzung Radtkes durch und erklärte den Betrieb als ‚herrenlos‘. Am 12. Oktober 1945 ließ der Nordhäuser Oberbürgermeister das Unternehmen beschlagnahmen und unter Treuhänderschaft des Landes Thüringen stellen. Radtkes heftige Proteste blieben erfolglos, brachten ihn aber ins Visier der russischen Behörden. Am 21. November 1945 nahmen Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes GPU ihn in seiner Nordhäuser Wohnung in Haft; ebenso erging es anderen Nordhäuser Geschäftsleuten und Firmeninhabern.
Radtkes Frau Wilhelmine schrieb im Oktober 1950, dass sie ihrem Mann „eine zeitlang (…) noch Essen und Kleidungsstücke (…) zur GPU bringen und dort abgeben“ durfte. Gesehen habe sie ihn nicht mehr, sondern nur erfahren, „dass er mit anderen zusammen im Keller der GPU gefangen gehalten wurde“. Am 25. Januar 1946 wurde Radtke in das „Speziallager 2“ nach Buchenwald überstellt. Wegen einer vom Ministerrat der UdSSR angeordneten Sonderaktion suchte der NKWD unter den Buchenwald-Häftlingen nach Fachleuten zur Verwendung im Nachbau und der Rekonstruktion der Rakete in der Sowjetunion. In dem Zusammenhang wurde Radtke im Mai 1946 für einige Tage nach Weimar gebracht, um ihn über seine Funktion innerhalb des „A4-Programms“ zu befragen. Allerdings bestand nur Interesse an Konstrukteuren und Entwicklungsfachleuten der Rakete.
Rothenburger str. in nordhausen, ehemals mabag
Die MABAG baute jedoch nur Einzelteile der Rakete nach; Radtke war an der Konstruktion nicht federführend beteiligt gewesen und passte so nicht in das gesuchte Raster. Möglicherweise sprach auch sein Gesundheitszustandgegen eine Verpflichtung und die damit verbundene Entlassung aus Buchenwald. Der von der Haft stark gezeichnete Radtke vegetierte zuletzt in einem ‚Invalidenbaracke‘ genannten Lagergebäude und starb am 18. August 1947 an Unterernährung. Die MABAG, die nach dem Krieg zunächst Kesselwagen sowie Lokomotiven reparierte und Grudeherde herstellte, wurde am 25. Januar 1946 unter russische Zwangsverwaltung gestellt.
Die Demontage begann im April 1946. Der noch intakte Maschinenpark wurde komplett abtransportiert, ebenso das Gros des Materials. Nach Abschluss der Demontagearbeiten stellten acht Personen mit instand gesetzten Maschinen Kochherde, Schubkarren, Ackerwagen und andere Gebrauchsgegenstände her und leiteten einen Wiederaufbau des Werkes ein. Im Dezember 1948 wurde die Beschlagnahme der MABAG aufgehoben, verlor Ende 1948 mit der Eingliederung in den ABUS Maschinenbau allerdings seine Selbständigkeit.